Was ist denn mit Assistenzen, die sich weiterentwickeln wollen?
Weiterbildung
„Weiterentwicklung“ wird sehr oft als „Weiterbildung“ missverstanden. Dann wird der Weiterbildungskatalog gezückt, falls ein solcher im Unternehmen existiert, und ziemlich schnell ernüchtert wieder geschlossen: Das klassische Angebot für die Assistenz besteht aus Kursen, in denen Toolkompetenz verbessert wird, zum Beispiel Excel, Office 365, Protokollschreiben. Manchmal sind noch Seminare zur Selbstoptimierung dabei: Resilienztrainings, Organisationstechniken, Grundlagen der Moderation, Methoden zur Effizienzsteigerung.
Die Suche im Internet liefert ähnliche Ergebnisse, bietet jedoch als weitere Option Kongresse und Assistenztage an, ein- oder mehrtägigen Veranstaltungen speziell für die Zielgruppe. Inhaltlich unterscheidet sich das Angebot nur unwesentlich: kurze Sequenzen über Methodenwissen oder zur Selbstoptimierung, die in zwei bis drei Stunden angerissen werden. Dafür viel Socialising und Abendprogramm, rosafarbene Damenthemen, Motivationstalks und Trommelkurse. Plus natürlich die Möglichkeit, Berufskolleginnen kennenzulernen, sich auszutauschen und zu vernetzen.
Wem das zu seicht ist, der findet auf dem Markt auch fachliche Weiterbildungen. Sie vermitteln über längere Zeiträume echte Inhalte, etwa Projektmanagement, Controlling, Personalmanagement oder Social Media. Das Problem hierbei ist: Wenn nicht gerade ein Bedarf an genau diesen Kenntnissen in der Position besteht, werden sie in dieser Tiefe selten angewendet und das Wissen geht wieder verloren.
Weiterentwicklung
Wem es um echte Entwicklung geht, also die Möglichkeit zur Gestaltung, persönliches Wachstum durch Übernahme von Verantwortung, Führungsaufgaben, Beteiligung an Entscheidungen, dem ist mit solchen fachlichen Weiterbildungen nicht geholfen. Das ist der Moment, in dem die Person Assistenz und die Stelle Assistenz auseinanderstreben.
In vielen Fällen ist der Stellenumfang der Assistenzposition fest definiert und damit limitiert: die Aufgaben und Zuständigkeiten, die dazu nötigen Fähigkeiten, die Einordnung in die Organisation, das Gehalt. Es geht mit dem neuen Wissen dort einfach nicht weiter. Also was dann?
Nur selten lässt die Organisation zu, dass das Aufgabenprofil angepasst wird und die Assistenz sich in ihrer Rolle und mit ihrer Stelle entwickeln kann. Es hängt ab von der Unternehmensgröße, der Flexibilität, natürlich auch vom Finanziellen und nicht zuletzt der Frage: gesteht die Organisation einer Assistenz diesen Rollenwechsel zu?
Wegentwicklung
Die Weiter-Entwicklung wird dann oft zur Weg-Entwicklung. Das Aneignen von zusätzlichen Kenntnissen und Fähigkeiten führt in vielen Fällen dazu, dass die Assistenz ihre Position verlässt. Kolleginnen wechseln in den Vertrieb, ins Marketing, Veranstaltungsmanagement oder Personalwesen.
Wo es im Unternehmen keine Möglichkeiten gibt, bleibt oft nur ein Stellenwechsel oder die Selbstständigkeit als virtuelle Assistenz, Coach oder Trainerin.
Die, die neugierig sind, auch mal etwas anderes machen, dazulernen oder den Horizont erweitern möchten, nehmen die Sache selbst in die Hand, um innerlich nicht zu verkümmern. Pragmatisch probieren sie aus, welche Möglichkeiten sie haben. Sie machen sich Gedanken über ihre Neigungen, Interessen und Fähigkeiten und suchen planvoll nach Anknüpfungspunkten.
Und so sind die guten Leute, die Interessierten und Beweglichen, diejenigen die bald woanders sein werden. Jetzt kommt es halt darauf an: Will das Unternehmen diese Leute halten?