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Assistenz

Nicht so richtig

Mein Schwerpunkt verlagert sich immer stärker auf die Allround-Assistenzen, die Alles-und-Nichts-aber-viel-davon-Menschen, auf diejenigen, die auch unter anderen Assistenzen aus dem Raster fallen und sich nicht so richtig zugehörig fühlen.

Mir scheint es eine Art Mehrheitsgruppe von Assistenzen zu geben, die für eine Führungskraft oder ein Management-Team zuständig sind. Das ist ungefähr die Gruppe, die mit „klassischer Assistenz“ gemeint ist. Für diese Zielgruppe sehe ich immer mehr Foren, Netzwerke, Fortbildungen und Veranstaltungen und eine wachsende Öffentlichkeit.

Das ist identitätsstiftend und wertvoll, da der Assistenzberuf im Großen und Ganzen immer noch nicht für voll genommen wird. Trotzdem sieht das für mich an manchen Stellen nach Gruppenbildung aus. Das ist verständlich, jede freut sich, endlich eine gemeinsame Gruppe für den Austausch gefunden zu haben.

Verschiedene Gruppen

Aber in meiner Beobachtung scheinen da vor lauter Identifikationsfreude neue Gräben aufzugehen. Assistenzen, die nicht in diese Mehrheitsgruppe hineinpassen, finden sich auch dort am Rand wieder.

Vielleicht ist es ja auch eher so, dass sich diese beiden Gruppen mit leichtem Erstaunen gegenseitig taxieren – die einen sehen mit Verwunderung, wie die anderen sich in den Grenzen eines festen Zuständigkeitsbereich wohl und sicher fühlen. Die anderen blicken verwirrt auf die Generalistinnen, die sich sehr schnell und intensiv auf immer wieder neue Spezialgebiete fokussieren. Ich habe in Umgebungen gearbeitet, in denen dieser Fähigkeit mit Misstrauen begegnet wurde und wo die Bereitschaft, sich tiefer auf fachliche Themen einzulassen, als unpassend oder den Rahmen der Assistenz sprengend angesehen wurde. Den Reflex verstehe ich schon: in einer gedanklichen Position, wo schon die normalen Aufgaben alle Kräfte binden, ruft solche Komplexität schnell Abwehr hervor.

Ein Beruf

Dennoch: unser Beruf ist sehr breit angelegt und in jeder Position, in jeder Organisationen individuell ausgeformt. Generell ist man als Assistenz ständig zwischen Generalistin und Spezialistin in Bewegung, das Arbeitsfeld ist nie abschließend geklärt, erst recht nicht bei den Generalistinnen mit serieller Spezialisierung.

Deshalb ist jede Assistenz eine richtige Assistenz. Egal, ob es um die eigene Einordnung geht oder um die Bewertung, die man durch andere erfährt.

Assistenz ist, wer Assistenz leistet.