Kategorien
Wissen

Inspiri, Inspira

Inspiration, wohin man schaut. Jede Keynote ist inspirierend, Vorträge, Seminare, Workshops und überhaupt jedes Event, bei dem Menschen zusammenkommen und zusammenarbeiten. Keine Ankündigung ohne „inspirierend“, auch kein Dank für einen Beitrag, kein Ergebnisbericht – wenn es nicht „inspirierend“ war, hat es dann etwas gebracht, war es wertvoll, hat es überhaupt STATTGEFUNDEN?

Das kann man sich manchmal fragen. Ich habe eine Ankündigung zu einer Konferenz gesehen, in der es um fachliche Themen gehen sollte. Experten und Expertinnen bekamen dort einen Rahmen, um Fragestellungen zu diskutieren und ihre Sichtweise einzubringen, um im Austausch gemeinsam konkrete Lösungsstrategien zu definieren. Ein inhaltlicher Mehrwert für die Teilnehmenden, sollte man meinen. Aber nein, auch hier war die verdammte Inspiration angesagt, es wurde um „inspirierte Teilnahme“ gebeten.

Inspiration als USP?

Ich frage mich schon, wen das ansprechen soll. Und vor allem: mit welchem Ziel? Das Gefühl, an einem inspirativen Treffen teilnehmen zu können, dürfte fürs Fachpublikum kaum ein überzeugender USP sein. Einen ganzen Arbeitstag investieren, plus die Teilnahmegebühr, um sich Inspi-Fühlis abzuholen? Unwahrscheinlich.

Der Begriff hat sich den Weg ins Eventschreiertum gebahnt und dort etwas gekapert, was man eigentlich mit der Gelungenheit einer Veranstaltung in Verbindung bringt.

Wenn das Niveau der Beiträge und der fachliche Hintergrund der Referenten und Referentinnen passen, wenn Interesse und Engagement da sind, dann entstehen im Austausch Ideen. Die Schilderungen aus dem praktischen Alltag, das Teilen von Erfolgsmomenten, die Möglichkeit, direkt nachzufragen, manchmal einfach nur eine ganz bestimmte Formulierung – sowas führt wirklich zu diesen Aha-Momenten, in denen man anfängt, sich auf Flyern und Tagungsprogrammen kreuz und quer Notizen zu machen.

In dem Sinne ist das inspirierend und beschreibt einen Gefühlsmoment – den Augenblick des Begreifens, diesen Blitz der Erkenntnis, endlich fällt Licht in eine Richtung, die man noch nicht ausprobiert hatte! Das ist ein gutes Gefühl und die Erkenntnis stellt einen Wert dar. Der Austausch hat sich gelohnt, die Zeit, die Anfahrt, die Vorbereitung, die Teilnahme insgesamt.

Aber diese Inspiration stellt sich nicht dadurch ein, dass man sie verkündet, sie wird nicht durch bekannte Namen garantiert, durch inszenierte Spannungsbögen oder das Versprechen guter Unterhaltung. Inspiration muss man sich erarbeiten, die Leistung des Zuhörens, des Nachvollziehens, der geistigen Anstrengung muss man erbringen und ich sage: DAS ist das Wesen der Inspiration.