Mitten in einem lebhaften Gespräch fragte eine Berufskollegin: „Warum sind Assistenzen immer so beleidigt? Oder eigentlich: Warum sind wir Generalistinnen immer so beleidigt?“
Auch wenn man erstmal lachen muss: Die Frage trifft ins Schwarze.
Was hat es mit den Generalistinnen auf sich? Viele von uns sind das, teils aus Neigung, teils weil der Beruf es von uns verlangt. Zum Job gehört es, sehr vielseitig und in hoher Qualität eine große Breite von Aufgaben zu erledigen. Diese Breite von Aufgaben führt dazu, dass wir oft kein spezifisches Profil haben jenseits des Etiketts „kümmert sich um alles“.
Vielleicht ist das bei denen anders, die Spezialistinnen sind, wenigstens phasenweise, oder die auch Spezialaufgaben haben. Da gibt es eine Stellen- oder Funktionsbeschreibung mit definierten Aufgaben, bei denen die Erwartungen an Termine, Prioritäten und Qualität transparent sind. Bei denen geklärt ist, wer wem zuarbeitet und wie die Abhängigkeiten sind.
Aufgabenklarheit als Maßstab
Damit kann man sich an der eigenen Arbeit messen und auch messen lassen. Das wäre eine Art Vergleichsmaßstab, anhand dessen man jemand ist, der liefert oder der abweicht. Werden die Erwartungen erfüllt, gilt man als gut und fällt auf und kann Anerkennung bekommen. Wenn nicht, gibt es Kriterien, die sich zur Verbesserung anlegen lassen.
Aber so stehen wir, Generalistinnen der Assistenz, meist im Hintergrund, schwimmen mit, gehen manchmal auch unter – und diese Situation ist unbefriedigend. Wir leisten gute Arbeit und wenn wir Glück haben, in der Dynamik des Arbeitstages, gibt es Dank und mal ein Lob. Aber was wir uns eigentlich wünschen, ist Anerkennung, also ein inhaltlich wertschätzendes Rückmelden, das signalisiert „wir haben die Zusammenhänge verstanden, wir haben deinen Wertbeitrag erkannt“.
Strukturelle Ursachen
Das Missverhältnis zwischen der geleisteten Arbeit und der Rückmeldung dazu führt oft in eine Spirale der Übererfüllung: um überhaupt Beachtung oder Anerkennung zu finden, endet die Assistenz im Hamsterrad des immer-besser-machen-Wollens, der stets größeren Anstrengung darin, Unmögliches möglich zu machen und dadurch sichtbarer zu werden. Der Burnout ist vorprogrammiert.
Was man oft beobachten kann, ist der Versuch, diese Assistenzstelle durch Umbenennung aufzuwerten. Damit ändert sich die Außenwirkung und in vielen Fällen hilft das schon – zumindest, wenn diese Namensfindung ein strategisches, vom Unternehmen unterstütztes Projekt ist. Mit dem neuen Namen kommt meist auch eine neue Rolle und eine andere Selbstwahrnehmung.
Aber oft ist das reine Kosmetik und ändert nichts am strukturellen Problem. Was bleibt, ist das frustrierende Gefühl, nichts ausrichten zu können: hilflose Resignation, die in passive Aggression abgleitet.
Es ist eine Haltung des „ihr wisst gar nicht, was ihr an mir habt“, eine Opferrolle des Perfektionismus, voll unterschwelliger Vorwürfe oder einer Infantilisierung der Zusammenhänge: „Hach, es sind halt Männer, kannste nichts machen“.
Das ist das Beleidigtsein, das die Kollegin meinte.