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Agilität

Assistenz ist agil

Wenn Assistenzen über ihren Beruf sprechen, geht es ganz oft darum, dass er so vielfältig, uneinheitlich und eigentlich schwer zu beschreiben ist. Dabei fällt auf, dass es einen Konsens über einige als klassisch bezeichnete Aufgabengebiete gibt, aber darüber hinaus meist Abgrenzung, also eine Aufzählung, was Assistenz nicht ist. Gern und leicht schließen sich Erzählungen an, welche Tätigkeiten, Werkzeuge und Anforderungen früher ganz anders waren oder in den letzten Jahrzehnten hinzugekommen sind.

Es fehlen positive, klare und eindeutige Begriffe, die über das Aufzählen von Einzeltätigkeiten hinausgehen, Begriffe, die diejenigen Bereiche beschreiben, die nicht aus fachlich zuzuordnenden Aufgaben bestehen. Es fehlen nüchterne Definitionen über die Art der Arbeit, über die Rolle der Assistenz und über ihren Mehrwert für die Organisation.

Wenn sich für ein Gebiet in der Innensicht keine Oberbegriffe und Definitionen finden lassen, ist es hilfreich, aus einem anderen Blickwinkel darauf zu schauen. Gut, wenn diese andere Perspektive auch möglichst produktiv ist, also mehr als ein einzelnes Schlaglicht liefert.

Mein Blickwinkel ist die Agilität, meine Beobachtung sagt: Assistenz ist ein agiler Beruf.

Erstens: schon immer.

Bei den klassischen Assistenzaufgaben – Organisation und Koordination – gehört es dazu, dass bis weit in einen Prozess hinein Änderungen berücksichtigt werden müssen. Und ich kenne es gut, dass Assistenz fast schon gezwungen ist, für eine Lösung die Regeln anderer Abteilungen zu umgehen oder pragmatisch abseits bestehender Pfade zu handeln.

Zweitens: jetzt in der VUCA-Welt erst recht.

Als Funktion im Hintergrund und in Abhängigkeit von einer Organisation ist Assistenz automatisch davon betroffen, wie die Organisation sich an Markt und Umwelt anpasst und damit verändert. Assistenz muss mit immer mehr Störfaktoren rechnen, immer weiter gefasst denken, sich immer großzügiger auf Änderungen einstellen, stärker eigenständig denken und handeln.

Vielleicht ist es aber zielführender, wenn man sagt, Assistenz zeigt Merkmale von Agilität. Bei aller Selbstständigkeit und Flexibilität ist Assistenz ja in vieler Hinsicht in der Zusammenarbeit mit der übergeordneten Stelle weisungsgebunden. Nicht jeder Aspekt der Assistenz und bestimmt nicht jede Stelle lässt sich mit Agilität erklären.

In einigen Bereichen funktioniert das für mich gut. Die Parallelen, die ich gefunden habe, haben mir Anhaltspunkte geliefert, wie ich Assistenz besser verstehen und beschreiben kann. Eine Gebrauchsanweisung oder Richtlinie kann es ohnehin nicht werden, aber mein Ziel wären einige positive Begriffe. Positiv nicht im Sinne von Euphemismen oder instagrammig-griffigen Umschreibungen, sondern nicht-negativ, also Erklärung, die nicht Negation eines anderen Begriffs ist.

Damit komme ich vermutlich bisschen weiter als mit „Uneinheitlichkeit und Vielfältigkeit“.